Kennen Sie die Brüder Daniel und Markus Freitag? Die beiden haben die Freitag-Taschen erfunden. Eine Innovation. Sie haben unternehmerisch gehandelt. Effectuation genutzt. In Ihrem Unternehmen entstehen durch das Innovationsmanagement nur kleine Verbesserungen? Dann lernen Sie von den Brüdern Freitag.

Innovation entsteht aus einem Handlungsanlass

Im Jahre 1993 wurde die erste wasserdichte Fahrradkuriertasche von den Brüdern aus alten LKW-Planen hergestellt. 25 Jahre später ist daraus ein mittelständisches Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern geworden. Weltweit werden jährlich mehr als 450.000 Produkte von Freitag verkauft. Eine echte Erfolgsgeschichte, die auf einer Innovation basiert.

„Da ich bis heute noch nie Auto, aber immer Velo gefahren bin, weiß ich, dass es im Leben eine robuste, wasserabweisende, funktionale Tasche braucht.“ Sagt Markus Freitag. Das ist alles was es brauchte um die Taschenindustrie zu revolutionieren.

Am Anfang hatten die beiden Brüder nur den Handlungsanlass. Und ihre eigenen Kompetenzen: Ausbildung in Grafikdesign, Interesse an Nachhaltigkeit, eine lange Erfahrung in kreativer Zusammenarbeit. Der Schwerlastverkehr vor ihrer Wohnung inspirierte sie. Sie organsierten eine ausrangierte LKW-Plane und probierten einfach aus, ohne teure Investitionen oder einen Businessplan.

Warum unternehmerisches Handeln mit Effectuation eher zu Innovationen führt

Effectuation ist ein Kunstwort, dass die Vorgehensweise von erfolgreichen Unternehmern wie den Freitag-Brüdern beschreibt. S. Sarasvathy erforschte und beschrieb Anfang des Jahrtausends diese Prinzipien. Effectuation ist hervorragend geeignet für völlig unbekannte Situationen. Im Gegensatz dazu ist die bekannte kausale Logik bestens geeignet für Situationen, die vorhersehbar sind: „Nur was wir vorhersagen können, können wir steuern“.

Kausale Logik wird oft auch in Innovationsprozessen verwendet. Ein typisches Beispiel sind Gremien, die bewerten sollen, welche Idee weiterverfolgt werden soll. So ein Gremium könnte aber nur funktionieren, wenn es die Zukunft kennen würde. Es gibt viele Beispiele, wo mit dieser Logik die richtigen Erfindungen aussortiert wurden. Ein bekanntes ist Kodak. Zwar wurde dort bereits 1974 die erste Digitalkamera gebaut, aber der Konzern unterschätze die Idee und ging pleite.

Wer mit Effectuation vorgeht, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich und innovativ sein. Warum? Weil aus dem Handlungsanlass heraus zunächst mit dem gearbeitet wird, was vorhanden ist. Nächste Schritte erfolgen schnell und der Einsatz ist immer nur so hoch, dass im Falle eines Scheiterns der Verlust leicht zu verkraften ist. Ein Prinzip ist es, interessierte und engagierte Partner zu finden. So entstehen automatisch interdisziplinäre und dadurch kreative Teams.

Effectuation ist eine Entscheidungslogik für Handeln im Ungewissen

Im Kern ist der Unterschied zwischen klassischen Vorgehensweisen und Effectuation, dass Effectuation dazu dient, schnell den nächsten (kleinen) Schritt zu gehen. So erfährt man zügig, ob man vorankommt. Vielleicht führt der nächste Schritt nicht weiter. Dann versucht man anders voranzugehen – oder beendet das Projekt. Ganz im Sinne des Spruches „fail fast“.

Die Prinzipien von Effectuation helfen dabei, festzustellen ob man auf dem richtigen Weg ist. Man verwendet keine Zeit für Zukunftsvorhersagen. Es gibt keinen Businessplan für die Idee. Er würde bei Innovationen sowie keinen Sinn machen, weil es keinen gibt, der die Wirkung der Innovation in der Zukunft vorhersagen kann.

Mit Effectuation konzentriert man seine ganze Energie auf den nächsten konkret Schritt der die Innovation weiterbringt. Die Prinzipien von Effectuation dienen als Entscheidungslogik. Mehr dazu können Sie hier lesen.

Meine Empfehlung für Ihren Innovationsprozess ist es: Integrieren Sie Effectuation als Haltung und Entscheidungslogik. Starten Sie z.B. mit meinem Quick Check Digitalisierung. Die Freitag-Brüder arbeiten übrigens bis heute so. Ihre neueste Erfindung ist ein vollständig biologisch abbaubares Textilmaterial F-ABRIC.