Immer wieder kamen Kollegen in den Zimmern unsere Mitarbeiter im IT-Service Center vorbei und wollten Unterstützung. Mal ging das WLAN im Smartphone nicht, mal wollten sie einen Rat, welcher Laptop aus unserem Katalog der bessere sei. Die Kollegen im IT-Service Center wurden dadurch in ihrer Arbeit ständig gestört. Das hörte auf, als wir die Idee von Andi umsetzten und einen Service Desk als Anlaufstelle für alle persönlichen Anliegen bauten.
Wer kennt die Probleme Ihrer Mitarbeiter besser als Ihre Mitarbeiter?
Die Idee zur Lösung kam von einem der Kollegen aus dem IT-Service Center. Die Lösung wurde sofort von allen akzeptiert. Die Mitarbeiter bekamen ein kleines Budget, mit dem sie sich das Service Desk gestalten konnten. Sie suchten sich passende Möbel, sorgten für Netzwerkanschlüsse und Steckdosen und ließen sich schöne Schilder und Wegweiser zum „IT Service Desk“ anfertigen.
Die erhoffte Wirkung trat schnell ein: Ihre Kunden liefen nun nicht mehr in ihre Büros, sondern gingen zum Service Desk. Sie konnten endlich ungestört und konzentriert arbeiten.
Meine Mitarbeiter haben ihren Freiraum genutzt, ihre Probleme zu beschreiben und gleich auch eine gute Lösung zu finden. Es sind keine teuren externen Berater nötig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Motivation hoch ist, an Lösungen zu arbeiten. Neugierde ist auch vorhanden. Die Kollegen schauen über den Tellerrand, um sich zu inspirieren. Was sie benötigen, ist Zeit und Vertrauen und manchmal eine methodische Begleitung und Unterstützung.
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter machen und Sie ernten Motivation und Engagement
Sie können sich bestimmt vorstellen, wie stolz Andi und das Team waren, als wir das Service Desk einweihten. Sogar der Geschäftsführer kam und gratulierte zu der Initiative. Soviel Interesse an ihrer Arbeit und an dem, was sie zusätzlich zu ihrer Arbeit aufgebaut hatten, motivierte sie sehr. Und die Früchte ihrer Arbeit spürten sie auch selbst sehr schnell.
Ich habe schon oft erlebt, dass externe Berater oder Top-Berater kamen und irgendetwas verbessern sollten. In keinem dieser Projekte standen die eigenen Mitarbeiter aber von Anfang an dahinter. Selbst wenn die Ideen gut waren, dauerte es länger, bis sie wirklich akzeptiert waren.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wirklich engagierte Mitarbeiter intrinsisch motiviert sind. Intrinsisch, also aus sich selbst heraus. Diese Motivation erreicht man weniger durch Lob oder Geld und erst recht nicht, wenn externe Berater einem sagen, wie die Lösung aussehen soll.
Intrinsische Motivation steigt, wenn man sich als wirksam erlebt. Wenn man selber entscheiden kann. Also soviel Verantwortung hat, wie man benötigt, um einen guten Job machen zu können. Wenn der Chef oder die Kollegen dann noch interessiert sind, an dem was man tut, dann kann man sich entfalten und engagiert arbeiten.
Agiles Management heißt Verantwortung an die Mitarbeiter delegieren
In unserem kleinen Beispiel werden schon ein paar agile Grundprinzipien genutzt: Die Mitarbeiter werden bei der Definition des Problems und bei der Lösung eingebunden. Es wird auf internes Wissen gesetzt anstatt auf externe Berater. Das erfordert Vertrauen in die Lösungskompetenz der Mitarbeiter.
Ich finde, die Herausforderungen von heute benötigen Agilität. Die Fähigkeit, sich schnell auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten. Wer agil ist, der probiert aus, ist neugierig, entwickelt seine eigenen Kompetenzen und Erfahrungen weiter. Ein agiles Unternehmen muss sich aus sich heraus weiterentwickeln können. Externe Berater können helfen die Organisation so zu stärken, dass sie agil arbeiten kann. Sie können auch helfen einen Prozess zu moderieren oder zu begleiten. Ich glaube, sie sollten aber nicht die Lösungskompetenz der Mitarbeiter ersetzen.
Die Erfolgsgeschichten der agilen Unternehmen, die ich kenne, basieren immer auf der Kompetenz der eigenen Mitarbeiter. Mitarbeiter, die ausprobieren und Entscheidungen treffen dürfen. Engagierte Mitarbeiter, die sich als selbstwirksam erleben.