„Besuche einmal im Jahr einen Ort, den du noch nicht kennst“. Dieses Zitat des Dalai Lamas finde ich sehr spannend. Da gibt es eine zweitausend Jahre alte philosophische Tradition die Offenheit, Kreativität, Neugierde erreichen will. Alles Zutaten, die uns helfen besser in der schnelllebigen modernen Zeit zu Recht zu kommen.

Sich irritieren lassen erzeugt Kreativität

Ennui. Langeweile. Wie passend. Da steht dieser bekannte Schauspieler Peter Simonischek auf der Bühne und philosophiert über Langeweile. Und anstatt frecher cross-over Blasmusik spielen die Tiroler Musiker getragene Stücke. Langweilig. Wie komme ich bloß hierher?

In seinem wunderbaren Buch über Kreativität beschreibt Bas Kast ein Experiment. In Holland gibt es ein sehr beliebtes Frühstücksbrot. Auf einen Toast wird Butter geschmiert und mit Schokostreuseln bestreut.

Forscher haben eine Gruppe von Menschen beauftragt ihr Frühstücksbrot anders zuzubereiten. Sie sollten die Schokostreusel auf den Teller streuen. Dann ein Brot mit Butter beschmieren und es mit der Butter nach unten auf den Teller legen. Und es dann essen. Eine Kontrollgruppe bereitete es normal zu.

Im Anschluss mussten die Teilnehmer beider Gruppen einen Kreativitätstest absolvieren. Das Ergebnis war eindeutig. Die „irritierten“ Teilnehmer waren deutlich kreativer. Sie hatten mehr Ideen und waren auch offener für neue Gedanken.

Agiles Management braucht Offenheit

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur schnell auf Veränderungen reagieren können, wenn wir offen für Neues sind. Nur so erkennen wir Chancen auf Veränderungen. Nur so können wir ablassen von alten Gewohnheiten und Produkten, die uns nicht mehr weiterbringen.

Deswegen ist es heute vielleicht schon eine Schlüsselkompetenz, bei sich Offenheit und Neugierde zu kultivieren. Leider geht sie in den starren Rahmen in die wir uns einpassen müssen oft verloren. Zwischen Büroalltag und sonstigen Verpflichtungen fällt es leicht, sich immer in gleichen Mustern zu bewegen. Mit vertrauten Dingen und Abläufen zu umgeben. Das Gehirn fördert das auch noch, weil es sich in festen Rahmen leichter orientieren kann.

Zum Glück ist es leicht, sich selbst zu irritieren. Persönlich hilft es schon, kleine feste Muster und Abläufe immer wieder mal zu ändern. Man kann sich z.B. irritieren, wenn man mal mit der anderen Hand die Zähne putzt oder hin und wieder einen anderen Weg zur Arbeit fährt. Die eigenen Mitarbeiter oder Kollegen kann man z.B. durch ungewohnte Kunst in den Bürogängen oder auf seinem Schreibtisch irritieren.

Ein sehr starker Weg Offenheit zu erreichen und Neugierde zu stärken ist eine Reise ins Ausland. Je Fremder desto besser. Ein langer Auslandsaufenthalt wirkt nachweislich sogar mehrere Jahre.

Der Dalai Lama zeigt, dass alte Weisheit auch heute hilft

Ich habe den Rat des Dalai Lama frei interpretiert und versuche mich regelmäßig zu irritieren. Spontane Besuche im Theater oder Konzert sind da eine sehr schöne Gelegenheit. Dass ich sie mit meiner Frau und manchmal auch mit Freunden machen kann ist ein toller Nebeneffekt.

Das Konzert übrigens endete fantastisch. Als Zugabe erzählte die Band Franui Musicbanda von sich. Alle 10 Musiker und Musikerinnen stammen aus einem kleinen Tiroler Dorf. 1402 Meter hoch in den Bergen. Und dann spielten sie eigene Stücke. Sehr schräg. Sehr lustig.